Wir haben uns heute mit einem offenen Brief an die Kanzlerin der Europa-Universität Flensburg gewandt und sind gespannt, wie sich das Präsidium zu den prekären Bedingungen an der EUF äußern wird!
Mindestlohn und 2 Cent für den Bachelorabschluss? Wir haben mehr verdient!
Offener Brief von TVStud Schleswig-Holstein an die Kanzlerin der Europa-Universität Flensburg
Sehr geehrte Mitglieder des Universitätspräsidiums der Europa-Universität Flensburg,
sehr geehrte Kanzlerin Stephanie Brady,
am 1. Juli steigt der gesetzliche Mindestlohn auf 9,60€ pro Stunde – und damit auch der nach
Mindestlohn bezahlte Stundenlohn der studentischen Hilfskräfte an der Europa-Universität Flensburg.
Die wissenschaftlichen Hilfskräfte – diejenigen mit Bachelorabschluss – erhalten, nachdem es für sie
seit Jahren keine Lohnanpassung gab, als Anerkennung ihres ersten Hochschulabschlusses ganze 2
Cent pro Stunde zusätzlich. Damit bildet die nördlichste Universität Deutschlands bundesweit das
Schlusslicht in der Bezahlung ihrer Studentischen Beschäftigten. Und das trotz der tragenden Rolle, die
die etwa 350 „Hilfskräfte“ und Tutorinnen in Bibliotheken, Verwaltung, Forschung und Lehre spielen. Ihre Wichtigkeit für die Hochschule wurde durch die Corona-Pandemie einmal mehr deutlich, denn den Herausforderungen der Digital-Semester wurde u.a. mit der vermehrten Einstellung von Tutorinnen
begegnet. Diese wirkten nicht nur an der Durchführung bestehender Seminare und Vorlesungen mit,
indem sie technischen Support oder Korrekturen übernahmen, sondern sie boten auch zusätzliche
Begleitveranstaltungen an.
Im Leitbild der Europa-Universität Flensburg heißt es: „Wir wollen Horizonte öffnen. […] Wir arbeiten,
lehren und forschen Grenzen überwindend: Für Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Vielfalt, in Bildung,
Schule und Arbeitswelt, Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur und Umwelt.“ Mit einer Vergütung auf
Mindestlohnniveau und Arbeitsverträgen, die überwiegend für nur 3–6 Monate ausgestellt werden,
öffnen sich für Studierende aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien leider kaum Horizonte,
an dieser Universität als Studentische Beschäftigte mitwirken zu können: Fachfremde Jobs in der
Gastronomie oder die nach Tarif bezahlten Stellen als Vertretungslehrkräfte bieten eine deutlich höhere
Entlohnung und mithin bessere Planbarkeit für all jene, die ohne Nebenjob ihr Studium nicht finanzieren
können. Und während Corona-Testzentren in Flensburg studentische Aushilfen mit 12,50€ entlohnen,
schreibt die Universität für ihre „CampusEngel“ zur Betreuung der Studienanfänger*innen
Praktikumsstellen aus, die sogar unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns liegen.
Als Initiative aus Studierenden und Studentischen Beschäftigten möchten wir Sie als Präsidium dieser,
wie Sie schreiben, „lebendigen und lernenden Universität in kontinuierlicher Entwicklung“, beim Wort
nehmen: Eröffnen Sie Horizonte für gerechte, nachhaltige und vielfältige Bildungs- und
Berufsbiografien. Nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Beschäftigung der Studierenden wahr!
Kontaktieren Sie uns und lassen Sie uns gemeinsam für die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen Studentisch Beschäftigter einstehen.
Mit freundlichen Grüßen
TVStud Schleswig-Holstein
Luca Grimminger, hochschulpolitischer Sprecher von die Linke in Schleswig-Holstein und selbst ehemals Studentische Hilfskraft an der Universität unterstützt unsere Forderungen und macht klar: eine Bezahlung auf Mindestlohnniveau ist zu wenig! Die Hochschulleitung ebenso wie das Land sind als Arbeitgeber in der Verantwortung, die Arbeitsbedingungen Studentischer Beschäftigter zu verbessern und tariflich abzusichern!